Unsere Vision ist die Entwicklung eines Referenzportals zum Wiener Hof. Hierzu soll im Rahmen von VieCPro eine funktionierende Infrastruktur und bewährte Arbeitsabläufe aufgebaut werden, die unmittelbare Anschlussprojekte zu VieCPro ebenso befördern wird wie sie es anderen Forschungsprojekten ermöglicht, ihre Daten in die Datenbank zu integrieren (Abb.). Dies erfolgt entweder über die Verwendung der Datenbanktools von VieCPro oder durch die Bereitstellung der Daten in gängigen Formaten über definierte APIs.
Die Möglichkeiten reichen von einer kontinuierlichen Erweiterung der Datensätze in zeitlicher und personeller Hinsicht über ihre biographische Tiefenerschließung bis hin zur Verbesserung der Benutzerfreundlichkeit und Vernetzung von VieCPro, indem weitere Schnittstellen zu anderen prosopographischen Datenbanken eingerichtet werden. Aber nicht nur zu letzteren sollen Brücken gebaut werden, sondern die prosopographischen Profile können wichtige Bezugspunkte für digitale Editionsprojekte zeitgenössischer Quellen mit Bezug zum Wiener Hof darstellen.[1] Anzudenken wäre ebenfalls die Integration anderer Quellentypen wie bildlichen oder musikhistorischen Überlieferungen etwa aus den Beständen der Österreichischen Nationalbibliothek. Ein Weg, der mit der Einbindung von Matricula-Online, bereits prototypisch in VieCPro mit konzipiert ist.
Es eröffnet sich hiermit die langfristige Vision eines Referenzportals zum Wiener Hof: ein Portal, das die Lücke zum Österreichischen Biographischen Lexikon (ab 1815) schließen und analog zum ÖBL Kurzbiographien enthalten kann. Ein Portal, das durch eine konsequente sukzessive Verknüpfung von VieCPro-Einträgen zu biographischen Nachschlagewerken wie bspw. der Deutschen Biographie, zu Bilddatenbanken wie bspw. dem Digitalen Portraitindex oder zu nationalen Kulturportalen wie der Deutschen Digitalen Bibliothek einen wichtigen Beitrag zur fortschreitenden internationalen Vernetzung von Wissen und Datenbeständen leisten kann.
Grundlegend für die Verwirklichung unserer Vision ist zum einen die Existenz stabiler institutioneller Rahmenbedingungen, die ein langfristiges Bestehen und Wachsen von VieCPro sicherstellen und fördern können. Die ÖAW als größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung Österreichs blickt auf eine lange Tradition der Förderung innovativer, anwendungsoffener Grundlagenforschung zurück. Mit der Förderung von VieCPro hat die ÖAW den Anstoß zur Schaffung einer zentralen digitalen Ressource und eines Nachschlagewerks gegeben, das in seiner Weiterentwicklung auf die zahlreiche Kompetenzzentren innerhalb der ÖAW bauen kann. Das Institute for Habsburg and Balkan Studies ist Heimat mehrerer Forschungsbereiche, von denen sich drei – die Geschichte der Habsburgermonarchie, Digitale Historiographie und Edition sowie die Kunstgeschichte – mit der Kultur und Geschichte des Wiener Hofes beschäftigen.[2] Das Austrian Center for Digital Humanities and Cultural Heritage, das 2015 als Forschungs- und Serviceeinrichtung innerhalb der ÖAW gegründet und 2020 um den Bereich des Kulturerbes erweitert wurde, setzt in seinem DH-Forschungsbereich Knowledge Representation seinen Schwerpunkt auf den Bereich der digitalen Prosopographie.[3] Mit Projekten wie VieCPro werden die technische Entwicklung und Forschung gemeinsamer Definitionen und Standards für prosopographische Daten vorangetrieben.
Zum anderen ist für die Realisierung dieser Vision die Verknüpfung von VieCPro mit den Forschungen und Arbeiten der wissenschaftlichen Gemeinschaft, insbesondere derjenigen, die zum Wiener Hof forschen, von zentraler Relevanz. Nur im nationalem und internationalem Austausch und Kooperation wird es uns gelingen, ein einzigartiges Instrument für Forscher und Forscherinnen zu schaffen, das das Verständnis des Kaiserhofes als Zentrum politischer Macht und wichtigstem Ort der Kommunikation, Interaktion und Vernetzung in der Habsburgermonarchie fördert.
[1] Hierzu gibt es bereits ein Annotationstool, entwickelt im Rahmen des ebenfalls auf APIS laufende Langzeitprojekt der Ministerratsprotokolle von 1848 bis 1918. Link: https://mrp.oeaw.ac.at.
[2] Ebenso existieren enge Verbindungen zum ÖAW Schwesterinstitut für Kulturwissenschaften und Theatergeschichte, das sich ebenfalls durch jahrelange Forschungen zum Wiener Hof auszeichnet.
[3] Was unter anderem an dem kürzlich auf EU-Ebene (Horizon2020) bewilligten Forschungsprojekt „InTaVia – In/Tangible European Heritage – Visual Analysis, Curation and Communication“ (Laufzeit: 2021 – 2023) nur allzu deutlich wird. Dabei sollen Möglichkeiten und Wege für die Nutzbarmachung von prosopographischen Daten für die Analyse von Kulturdaten entwickelt werden.