Ziel dieses Pilotprojektes „The Viennese Court. A prosopographical portal“, VieCPro, ist es, eine virtuelle Forschungsumgebung zu schaffen, in der auf langer Sicht eine sukzessive Gesamtrekonstruktion des gesamten Wiener Hofes auf allen sozialen, familiären und beruflichen Ebenen ermöglicht wird (siehe Menüpunkt Vision). Es handelt sich um ein Vorhaben, das erst kürzlich der niederländische Hofhistoriker Jeroen Duindam in seiner Rezension des ersten von Irene Kubiska-Scharl und Michael Pölzl herausgegebenen Bandes „Die Karrieren des Wiener Hofpersonals 1711 – 1765“[1] gefordert hat,
“… the lists of names and offices, [are] of major importance, yet two comments need to be made here. First of all, it is a pity that the lists were not made available online in an easily searchable format. […] such a database would be of exceptional value: as an instrument for long-term research on families attached to the court. [The results of the project] offer […] a basis for the prosopography of the court––and raises expectations about a comprehensive and digitally available listing of court staff.”
Duindam, Jeroen: Rezension von Irene Kubiska-Scharl, Michael Pölzl, Die Karrieren des Wiener Hofpersonals 1711 – 1765. Eine Darstellung anhand der Hofkalender und Hofparteienprotokolle, (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte 58.) Studienverlag, Innsbruck–Wien–Bozen 2013, in: MIÖG 124 (2016), 232.
In der Realisierung dieses Vorhabens bündeln nun zwei im Frühjahr 2020 in Wien bewilligte Projekte ihre finanziellen und personellen Ressourcen:
Gefördert vom Innovationsfonds der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) bzw. vom österreichischen Fonds zur wissenschaftlichen Förderung (FWF) werden beide Projekte am Institute for Habsburg and Balkan Studies der ÖAW angesiedelt sein und im September 2020 mit der Arbeit an einer umfangreichen prosopographischen Datenbank des frühneuzeitlichen Wiener Hofes beginnen. Im Fokus steht in dieser Pilotphase die Wiener Hofgesellschaft zwischen 1657 und etwa 1835.
Basis der geplanten Datenbank werden drei bereits existierende Datensammlungen und ein neuer Datensatz sein:
- die unstrukturierten Daten zum Hof Leopolds I. aus dem FWF-Projekt „Die Wiener Hofgesellschaft unter Kaiser Leopold I. (1657–1705)“ unter Leitung von Leopold Auer und in der chronologischen Folge ihrer Beteiligung Sigrid Freisleben, Johannes Werfring, Ulrike Denk und Katharina Arnegger (2001–2005)
- die strukturierten Daten zu den Hofstaaten Karls VI., Maria Theresias, Josephs II., Leopold II. und Franz II. (I.) aus dem FWF-Projekt „Personal und Organisation des Wiener Hofes 1715–1806“ unter Leitung von Martin Scheutz und Mitarbeit von Irene Kubiska-Scharl und Michael Pölzl (2011–2016)
- ein Testsample bestehend aus den auf Matricula Online digitalisierten Trauungsmatrikeln der Wiener Pfarrei St. Stephan und
- die Aufarbeitung des Hofstaates Franz II. (I.) für die Jahre zwischen 1792 und 1835.
Das VieCPro-Team wird zwar gemeinsam an der Realisierung der Datenbank arbeiten, allerdings setzten die beiden Projekte auch differierende Schwerpunkte. Während das Team unter Leitung von Marion Romberg und Maximilian Kaiser für die Realisierung der technischen Infrastruktur sowie den ersten und dritten Datensatz verantwortlich sein wird, wird das Team unter Leitung von Katrin Keller maßgeblich den zweiten und vierten Datensatz kuratieren.
Siehe auch für weitere Informationen die Menüpunkte Datensammlungen, Datenbank und Vision.
[1] Kubiska-Scharl, Irene, Pölzl, Michael (2013): Die Karrieren des Wiener Hofpersonals 1711 – 1765. Eine Darstellung anhand der Hofkalender und Hofparteienprotokolle, Innsbruck–Wien–Bozen 2013 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 58).