Basis der geplanten Datenbank werden drei bereits existierende Datensammlungen und ein neuer Datensatz sein:
- die unstrukturierten Daten zum Hof Leopolds I. aus dem FWF-Projekt „Die Wiener Hofgesellschaft unter Kaiser Leopold I. (1657–1705)“ unter Leitung von Leopold Auer und in der chronologischen Folge ihrer Beteiligung Sigrid Freisleben, Johannes Werfring, Ulrike Denk und Katharina Arnegger (2001–2005)
- die strukturierten Daten zu den Hofstaaten Karls VI., Maria Theresias, Josephs II., Leopold II. und Franz II. (I.) aus dem FWF-Projekt „Personal und Organisation des Wiener Hofes 1715–1806“ unter Leitung von Martin Scheutz und Mitarbeit von Irene Kubiska-Scharl und Michael Pölzl (2011–2016)
- ein Testsample bestehend aus den auf Matricula Online digitalisierten Trauungsmatrikeln der Wiener Pfarrei St. Stephan und
- die Aufarbeitung des Hofstaates Franz II. (I.) für die Jahre zwischen 1792 und 1835.
Datensatz 1: Der Wiener Hof unter Kaiser Leopold I. (1657–1705)
Das Team unter Leitung von Leopold Auer hat die Daten zu den Hofstaaten in der Zeit von Kaiser Leopold I. im Wesentlichen aus den Hofstaatsverzeichnissen (HSV), den Hofzahlamtsbüchern (HZAB), den Instruktionen und den Heirats- und Sterberegistern (TM-TBP) des Österreichischen Staatsarchivs (ÖStA), des Wiener Stadt- und Landesarchivs, der Archive der Pfarreien St. Stephan und St. Michael, des Sächsichen Hauptstaatsarchivs und der Landesbibliothek Coburg gesammelt. Hierbei wurden für jeden Hofangehörigen – sofern bekannt – Funktion, familiärer Kreis, Hofzugehörigkeit, Gehalt, Ämter, Wohnorte etc. erfasst und dies nicht nur für die Hofelite, sondern auch für Amtsinhaber beiderlei Geschlechts und verschiedener sozialer Schichten mit unterschiedlichen Ämtern, quasi vom Koch bis zum Obersthofmeister. Neben dem Hof des Kaisers und seines Onkels Leopold Wilhelm sind die Haushalte der Kaiserinwitwe Eleonora Gonzaga-Nevers, der drei Ehefrauen Leopolds I. und ihrer Kinder erfasst. Insgesamt umfasst die Datensammlung ungefähr 48.000 Zeilen unstrukturierter Personendaten, die nach Abschluss des Projekts im Jahr 2005 in drei Excel-Blättern zum jeweiligen Quellenbestand (HZAB, HSV und TM-TBP) sowie einem Excel-Blatt mit einem Überblick zum Personal der Hofkammer auf der ÖStA-Website zum Herunterladen zur Verfügung gestellt wurden. Das Leopold-Projektteam hat die Grundlage geschaffen, um nun eine detailliertere Übersicht über die Amtsinhaber, ihre Beziehungen, Verantwortlichkeiten und Karrierewege vorzulegen. Eine Grundlage, die bislang in einem Format existiert, die die Verwendung der Daten bis heute auf eine kleine Gruppe von Experten und Expertinnen beschränkt.
Datensatz 2: Der Wiener Hof im 18. Jahrhundert
Der zweite Datensatz umfasst die Daten von 6.229 Hofangehörigen, die von Irene Kubiska-Scharl und Michael Pölzl im Rahmen des zweiten genannten Projektes in einer MS Access Datenbank strukturiert erfasst wurden. Bislang wurden die Daten zum Hofpersonal zwischen 1711 und 1792 in zwei Bänden 2013 und 2018 publiziert.[1] Als Quellenbasis dienten im Wesentlichen die kaiserlichen Hof- und Ehrenkalender und für die Bestandslücken der Jahre 1711 bis 1714 und 1741 bis 1744 die Hofparteienprotokolle und Akten der Hofstaatsverwaltung im Österreichischen Staatsarchiv. Die Natur der Quellenbasis ergab zum einen, dass im Gegensatz zum Leopold-Projekt etwa ein Drittel der „Funktionsträger, vor allem der unteren Ränge, […] im Hofkalender nicht namentlich, sondern nur summarisch erwähnt“[2] werden. Zum anderen sind keine Angaben zu Gehalt oder Verwandtschaftsbeziehungen enthalten. Die Personenangaben von ungefähr 4.000 Hofangehörigen umfassen Vor- und Nachnamen, Ehrentitel, militärische Ränge, Informationen zum Personenstand ebenso wie Angaben zu Standeserhebungen, „Dienstort“, ausgeübten Ämtern, Hofstaatzugehörigkeit und Beschäftigungsdauer.
Datensatz 3: Testsample aus den Trauungsmatrikeln der Wiener Pfarrei St. Stephan
Ziel der Einbindung dieses dritten Datensatzes ist die exemplarische Darstellung einer Provenienz der Daten, die in einer nächsten Projektstufe ausgebaut werden soll. In den Leopold-Datenblättern wurde stets die Datenherkunft durch Quellenzitate ausgewiesen. Durch die Bereitstellung der digitalisierten Kirchenbücher auf der online frei zugänglichen Plattform Matricula Online wird es möglich sein, die Quellenangaben mit den Digitalisaten zu verknüpfen. Der Fokus hierbei liegt in dieser Pilotphase auf den Trauungsmatrikeln.
Datensatz 4: Franz II. (I.) (1792–1835)
Der vierte Datensatz wird in einem Teilprojekt des genannten FWF Projektes unter Leitung von Katrin Keller erarbeitet. Der Fokus liegt auf der Vervollständigung von unpublizierten Datensätzen des Scheutz-Projektes zum Hofstaat von Franz II. Angestrebt wird eine Fortsetzung der Datenaufnahmen bis zum Jahr 1835.
[1] Kubiska-Scharl, Irene, Pölzl, Michael: Die Karrieren des Wiener Hofpersonals 1711 – 1765. Eine Darstellung anhand der Hofkalender und Hofparteienprotokolle, Innsbruck–Wien–Bozen 2013 (Forschungen und Beiträge zur Wiener Stadtgeschichte, 58) und dies.: Das Ringen um Reformen. Der Wiener Hof und sein Personal im Wandel (1766–1792), Innsbruck-Wien-Bozen 2018 (Mitteilungen des Österreichischen Staatsarchivs, 60).
[2] Kubiska-Scharl, Pölzl, Hofpersonal, 297.